Der Frankfurter Messeturm vor grauen Wolken

Messebesuch mit ME/CFS (und Zöliakie)

Ich liebe die Frankfurter Buchmesse! Früher war sie für mich als Vielleserin und Verlagsmitarbeiterin immer ein Highlight, heute als Selfpublisherin ist sie fast schon ein Muss. In den letzten Jahren habe ich sie allerdings verpasst – erst wegen der Pandemie, dann wegen meiner Diagnose ME/CFS. Doch dieses Jahr wollte ich unbedingt wieder hin und hatte sogar einen geschäftlichen Termin dort. Doch im Vorfeld kamen die Zweifel: Wie schaffe ich das mit ME/CFS? Die ganze Lauferei, die vielen Eindrücke, die Fahrt hin und zurück – wie soll ich da pacen? Was, wenn mir die Energie ausgeht und ich in Frankfurt „strande“? Ein Plan musste her!

Anmerkung: Ich bin nur „mild“ von ME/CFS betroffen, also nicht bettlägerig wie viele andere. Trotzdem birgt so eine Aktion natürlich immer die Gefahr, dass sich mein Gesundheitszustand verschlechtert.

Meine Strategie

Mein erster Gedanke war: Ich blocke den Nachmittag vor dem Messebesuch und den ganzen Tag danach. Außerdem wusste ich, dass ich mittags einen festen Termin hatte, also plante ich um diesen Termin herum. Ich schaute mir das Programm an, machte mir Notizen auf einem ausgedruckten Hallenplan, damit ich wusste, wann ich wo sein musste und möglichst wenig hin und her laufen musste. An so anstrengenden Tagen ist es auch wichtig, dass ich mindestens alle zwei Stunden etwas esse, sonst geht mir die Energie aus. Und da ich wusste, dass es auf der Messe schwierig sein würde, gluten- und laktosefreies Essen zu bekommen, habe ich ausreichend Proviant mitgenommen. Dank meines Presseausweises konnte ich meine Kühltasche problemlos im Pressezentrum lassen. Meine Diät mit 14:10 Intervallfasten und Kalorienzählen habe ich an diesem Tag unterbrochen. Es war wichtiger, den Tag zu überstehen, als ans Gewicht zu denken!

Ich hatte alle wichtigen Infos in meiner Notizapp, die Powerbank war aufgeladen und mein kleines Kindle mit ein paar Folgen Supernatural, denn das ist meine Serie für die Mittagspause.

Die Bahnfahrt zur Messe

Trotz Aufregung habe ich gut geschlafen und hatte morgens um 7 Uhr keine Probleme, den Zug zu nehmen. Ich hatte mich strategisch in den ersten Wagen gesetzt, damit ich beim Umsteigen in Siegen nicht weit laufen musste. Auf der Fahrt nach Frankfurt machte ich den Fehler, mich auf einen Vierer-Platz zu setzen. Bald bahnte der freundliche Herr mir gegenüber ein Gespräch an. Irgendwann wurde es mir zu viel, und ich nutzte die Gelegenheit, eine E-Mail zu beantworten. Danach zog ich meine Kopfhörer auf, hörte Musik und schloss die Augen – nicht sehr höflich, aber ich musste meine Löffel sparen.

Auf der Messe

Zum Glück befindet sich das Pressezentrum direkt am Eingang der S-Bahn. Dort habe ich mein Gepäck umgeladen: Die Verpflegung für den Vormittag und das Mittagessen kamen in meinen kleinen Rucksack, der Rest – wie mein Kindle und meine Stickutensilien – in die Kühltasche. Dreieinhalb Stunden hatte ich bis zu meinem Termin, also schlenderte ich gemütlich zur Halle 1.2, die auf der anderen Seite des Messegeländes lag. Dort führte ich interessante Gespräche und machte Pausen. Eigentlich wollte ich mir einen Vortrag in Halle 4.1 ansehen, aber ich wusste, dass ich meine Energie nicht für einen Sprint über das halbe Messegelände verschwenden wollte.

Der steampunkige Notizbuch-Apparat am Reclam-Stand
Der steampunkige Notizbuch-Apparat am Reclam-Stand, hab natürlich 2 mitgenommen! 😉

Also machte ich mich auf den Weg zur Halle 3, wo später mein Termin stattfinden sollte. Vorher gönnte ich mir eine 30-minütige Pause, aß und trank etwas. Frisch gestärkt durchstreifte ich die Halle und fand auch mein neues Bullet Journal – fast schon Tradition, denn Leuchtturm bietet auf der Messe einen Rabatt und man kann sich das Notizbuch personalisieren lassen.

Mein Bullet Journal wird am Stand von Leuchtturm personalisiert
Hier wird mein Notizbuch von Leuchtturm personalisiert
Das fertig personalisierte Notizbuch von Leuchtturm
Mein zukünftiges Bullet Journal für 2025

Eine halbe Stunde vor dem Termin gönnte ich mir wieder eine kleine Pause. Der Termin lief gut, aber danach merkte ich, dass meine Kräfte nachließen. Eigentlich wollte ich noch einen Vortrag besuchen, aber da es dort keine Sitzplätze gab, beschloss ich, das Messegelände zu verlassen und zu Isabella’s” zu gehen – einer glutenfreien Konditorei in Frankfurt. Ich kannte den Weg von einem früheren Besuch und wusste, dass es nicht allzu anstrengend werden würde. Aber es wurde doch anstrengend.

Das "Dark Cherry Lady"-Törtchen von Isabellas - glutenfrei und laktosefrei
Das “Dark Cherry Lady”-Törtchen von Isabellas – glutenfrei und laktosefrei

Der Rückweg

Ich wollte 50 Minuten vor Abfahrt des Zuges Richtung Hauptbahnhof aufbrechen. Aber ich musste 20 Minuten auf meine Bestellung warten! Während dieser Zeit warnte mich meine Apple Watch zum ersten Mal wegen einer erhöhten Herzfrequenz. 10 Minuten später als geplant konnte ich dann aber endlich los. Eigentlich wollte ich mir am Bahnhof noch einen laktosefreien Kaffee bei McDonald’s holen, aber die Schlange war zu lang. Also ging ich direkt zum Bahnsteig und wartete im Sitzen auf den Zug.

Zum Glück bekam ich auch gleich einen Sitzplatz, denn der Zug war brechend voll. Ich hörte Mantras von Deva Primal und stickte, was meine Art der Meditation ist. Trotzdem schlug meine Uhr mehrmals Alarm, weil es immer wärmer und lauter wurde. Schließlich kam der Zug in Gießen zum Stillstand wegen eines Feuerwehreinsatzes auf der Strecke. Ich merkte, dass ich zu erschöpft war, um weiter zu sticken, und schnappte mir mein Kindle, um Supernatural zu schauen.

In Siegen angekommen, wat der Anschlusszug natürlich weg und da ich jetzt über eine halbe Stunde Zeit hatte, beschloss ich, schnell ins Einkaufszentrum zu gehen, um eine saubere Toilette zu benutzen. Zum Glück war ich rechtzeitig wieder am Gleis, als mein Zug einfuhr. Die Fahrt verbrachte ich weiter mit Supernatural, obwohl es mir schwer fiel, wach zu bleiben. Am Ende überlegte ich sogar, einfach bis Aachen und zurück zu fahren, um mehr Zeit zum Ausruhen zu haben. Meine Uhr warnte mich ständig vor der zu hohen Herzfrequenz!

Die letzten Meter vom Zug zum Auto schlich ich nur noch. Zum Glück war am Freitagabend nicht viel los, so dass ich entspannt nach Hause fahren konnte. Obwohl ich erwartet hatte, direkt ins Bett zu fallen, brauchte ich noch über zwei Stunden, um zur Ruhe zu kommen – typisch ME/CFS: „tired, but wired“ – müde, aber aufgedreht.

Der nächste Tag

Heute sitze ich hier im Schlafanzug auf dem Sofa, schaue mit meinem Sohnemann Brooklyn 99 und Black Mirror und mache alles in Zeitlupe. Zum Glück hält sich der Brainfog in Grenzen, aber ich fühle mich wie verkatert nach einer Party, auf der ich gar nicht war. Früher hätte ich gedacht, dass ich krank bin, heute weiß ich, dass es PENE ist und ich kann damit umgehen. Ich werde heute auch keine Kalorien zählen, das wäre zu viel für mein Gehirn. Morgen geht es mir wahrscheinlich besser, wenn ich heute „brav“ bin. Also lasse ich den Haushalt Haushalt sein und freue mich über die schönen Erinnerungen von gestern!

Und immerhin ist dieser Blogeintrag entstanden, der zwar kein sprachliches Highlight ist, aber trotz Brainfog raus musste. 

Ich freue mich schon auf die Buchmesse im nächsten Jahr!


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