Keine Sorge, mein Göttergatte hat mich nicht verlassen. Im Gegenteil, er unterstützt mich, wo er nur kann, backt sagenhaft gute glutenfreie Brote und ist immer auf der Suche nach neuen glutenfreien Produkten. Aber nach den ersten 4 Monaten mit Zöliakie fühle ich mich wirklich, als hätte ich Liebeskummer. Denn es ist ja auch ein Abschiednehmen…
Kein Besuch bei Cake Boy
Es ist ein lang gehegter Traum von mir, einmal bei dem Pattiseur Eric Lanlard in London essen zu gehen. Bei unserem letzten Besuch in London hat das leider nicht geklappt und wir hatten es uns ganz fest für das nächste Mal vorgenommen. Als ich jetzt seine Sendung im Fernsehen gesehen habe, war mir wirklich nach weinen zu mute, denn mir wurde plötzlich klar, dass das wirklich nicht mehr geht. Diese Konditoreikunst ist mit glutenfreiem Mehl einfach nicht möglich und natürlich würde er auch nicht nur für mich seine gesamte Konditorei reinigen lassen, um dann einen Kuchen zu backen, der seinen Qualitätsansprüchen wahrscheinlich eh nicht genügen würde. Das tat in dem Moment richtig weh und fühlte sich an wie Liebeskummer.
Weg mit den Backutensilien!
Heute habe ich dann endlich mal meine Backutensilien entrümpelt. Und auch da gab es ein paar Mal einen richtigen Stich ins Herz. Ich habe immer gerne gebacken und so haben sich die verschiedensten Dinge angesammelt. Am schlimmsten waren für mich die Ausstechformen für Kekse, da ich einige sehr ausgefallene habe. Man kann sich selbstverständlich darüber streiten, ob man sie nicht mit heißem Wasser, einer kleinen Bürste und dann in der Spülmaschine wieder sauber kriegt, aber mir ist das zu riskant. Gluten setzt sich leider in die kleinsten Ritzen ab und da ich nur Blechformen habe mit Knicken und Falten, werde ich sie nun weggeben. Auch für meinen Kleinen hebe ich sie nicht auf, denn ich werde bestimmt nicht meine endliche glutenfreie Küche mit einer Keks-Schlacht wieder „verseuchen“. Auch hier fühlte es sich wieder so an wie Liebeskummer, denn nach einer Beziehung entsorgt man ja auch Erinnerungsstücke wie Briefe und ähnliches.
Lichtblicke!
Aber es gibt natürlich wie beim Liebeskummer auch Lichtblicke. Zum einen ist da die Facebook-Gruppe Zöliakie-Austausch. Dort treffen wir uns, stellen Fragen, tauschen Rezepte und Erfahrungen aus und dürfen auch einfach mal die glutenfreie Seele hängen lassen. Mittlerweile sind wir dort über 1.400 Betroffene!
Und zum anderen weiß ich, dass ich trotz Zöliakie immer noch gut leben und alt werden kann, solange ich mich an die Diät halte.
Und das wichtigste: ich entdecke sogar neue Rezepte, die wirklich lecker sind, gestern gab es z.B. Gnocchi aus Kastanienmehl! Vielleicht bin ich noch nicht ganz reif für diese neue glutenfreie Beziehung, aber sie wächst jeden Tag und bald sind die Zöliakie und ich bestimmt ein gutes Paar!
PS: Die Backformen und Keksausstecher werde ich der Nachbarschaftshilfe oder einem Kindergarten spenden, so haben sie wenigstens doch noch einen guten Zweck. Und ich habe Platz, wieder neue zu sammeln.