„Was ist das denn?“ war meine erste Frage, als mir im Krankenhaus erklärt wurde, dass ich eine milde Form von Hyperemesis gravidarum habe und deshalb für im August 5 Tage im 3. Monat meiner Schwangerschaft dableiben musste. In den ersten 3 Monaten einer Schwangerschaft leiden viele Frauen an morgendlicher Übelkeit (die aber zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten kann). Aber wenn die Übelkeit und das Erbrechen häufiger am Tag auftreten und man noch nicht mal mehr Wasser bei sich behalten kann, dann ist es etwas Ernsteres. Genau das war mir passiert und auch der Grund, warum ich überhaupt ins Krankenhaus gegangen bin. Dort wurde ich intravenös mit Medikamenten und Flüssigkeit aufgepäppelt, so dass ich zumindest ein wenig Kraft schöpfen konnte. Nur: die Übelkeit und das Erbrechen hörten nicht auf sondern kamen einige Wochen später genauso heftig wieder zurück! Nachdem ich kurzzeitig geschockt war, fing ich an, mich über diese Krankheit zu informieren und bekommen jetzt die Behandlung, die ich (und mein Baby) brauche. Ich bin zwar immer noch nicht wirklich fit und ich verliere immer noch Gewicht – knapp 12 Kilo seit Beginn meiner Schwangerschaft. Aber ich weiß jetzt, was mit mir los ist und dadurch geht es mir auch vom Kopf her besser. Und vielleicht kann ich ja anderen helfen, diese üble Erfahrung durchzustehen.
1) Das Wichtigste: informier Dich!
Je mehr Du über Hyperemesis gravidarum liest und verstehst, desto besser ist es für Dich und um so besser weißt Du auch, welche Behandlung Du brauchst! Manche Ärzte sehen einfach nicht, dass diese Krankheit ein echtes Problem ist – na gut, sie hatten ja auch noch nicht die Erfahrung, dass man nach dem Erbrechen so schwach ist, dass man nicht mehr vom Badezimmerboden hochkommt!
Eine sehr sehr gute Seite ist http://www.hyperemesis.de/ , um sich zu informieren – die Dame hat zwei “Kotzbrocken”, wie sie selber schreibt, zur Welt gebracht. Auch das Forum ist klasse, denn man merkt, man ist nicht allein.
Auf Englisch kann ich die Seite http://www.hyperemesis.org/ empfehlen, die auch die neuesten Studien zu der Krankheit auflistet.
2) Lass Dir nicht einreden, dass das psychologische Ursachen hat!
Es gibt Wissenschaftler (merkwürdigerweise mehr Männer als Frauen, hmm), die die These vertreten, dass Hyperemesis gravidarum ein psychologische Ursache hat und die betroffenen Frauen unglücklich seien, sei es mit der Schwangerschaft, Partnerschaft, ihrem Leben, ihrem Ehemann und was auch immer. In meinem Fall kann ich ganz klar sagen: Das trifft bei mir alles nicht zu! Diese Krankheit kann in der Schwangerschaft auftreten und welche Ursache es auch immer haben mag (Bakterien, Vererbung etc) – ES IST KEIN PSYCHOLOGISCHES PROBLEM!
3) Reduziere Stress und Ängste
Auch wenn ich schreibe, dass es kein psychologisches Problem ist, heißt das nicht, dass es nicht genau solche hervorbringen kann. In der Zeit, als ich nicht wusste, was mit mir passiert, war ich verängstigt, traurig und wusste nicht, wie ich den nächsten Tag überleben sollte oder wie ich mit meinem Leben und der Schwangerschaft klar kommen sollte – das alles ist absolut untypisch für mich! Im schlimmsten Falle kann Hyperemesis gravidarum sogar zu klinischen Depressionen und sogar Abtreibungen oder Selbstmord führen. Wenn Du also Schritt 1 und 2 schon beherzigt hast, mache weiter mit Schritt 3: reduziere Stress und Angst! Normalerweise leidet der Fötus nicht oder wenig während dieser Krankheit (auch wenn es noch keine Langzeitstudien gibt), die Chancen für Dein Kind stehen also gut, auch wenn es Dir besch**** geht. Versuche Dich so oft wie möglich auszuruhen! Ich mache mittags nach dem Essen ein Nickerchen von 15 Minuten auf einer Yogamatte im Büro – mein Chef hat eingesehen, dass es mir danach viel besser geht! Und wenn Du nicht alles schaffst, was Du Dir vor der Geburt vorgenommen hast – keine Sorge. Du und das Kind sind jetzt das wichtigste, alles andere muss warten.
4) Finde Hilfe
Versuche nicht nur von den Ärzten Hilfe zu bekommen, sondern auch von Hebammen. Erzähl Deinen Freunden, was mit Dir los ist und habe Geduld mit denen, die Dir immer wieder erzählen, dass die Übelkeit ja jetzt bald vorbei sein müsste oder dass eine Tasse frischer Ingwertee doch garantiert helfen würde. Und vergiss niemals Deinem Partner/Mann etc. für seine Unterstützung und Hilfe zu danken! Mein Verlobter kocht sogar für mich, damit ich mich auch gesund ernähre und ich werde ihm für den Rest meines Lebens dankbar sein für alles, was er in dieser schwierigen Zeit für mich tut. Und er weiß das! 🙂
5) Essen
Essen ist für mich immer noch ein Riesenproblem. Obwohl ich jeden Morgen eine Tablette gegen die Übelkeit nehme, kann es sein, dass ich mich abends erbrechen muss. Meine Laktose-Intoleranz ist so schlimm geworden, dass ich noch nicht mal mehr ein wenig Minus-L-Butter am Essen vertrage. Sobald irgendwo nur ein bisschen Laktose enthalten ist, muss ich mich übergeben. Auch Tomaten und Kürbis sind im Moment ganz schlecht für mich, was ich leider erst herausgefunden habe, nachdem ich es gegessen hatte und sofort Richtung Klo rennen musste. Und beides mag ich normalerweise total gerne!
Der Punkt ist: hör auch Deinen Körper! Er sagt Dir schon, was Du essen kannst und was Du lieber lassen solltest. Im Moment stopfe ich mich mit Marzipan-Kartoffeln voll – klar, Mandeln enthalten viel Kalzium!
6) Vergiss nicht: es gibt ein Ende!
Ich habe ein paar Wochen gebraucht, bis ich mich damit abgefunden habe, dass ich die Hyperemesis gravidarum eventuell bis zur Geburt haben werde – im schlimmsten Falle. Es kann vorher aufhören; es kann aber auch erst im Kreißsaal aufhören. 5 Monate so durchzustehen, scheint erst mal eine furchtbar lange Zeit zu sein, aber: es gibt ein Ende! Und danach werde ich mit dem größten Wunder auf der Erde belohnt werden: meinem neugeborenen Kind!
Also: gebt nicht auf! Ihr seid nicht alleine mit diesem Mist! 😉
hugs!!
Danke für den tollen Post – und dass trotz Deines Zustands.
Ich drücke Dir die Daumen!!
Die Mutter eines Freundes hat das sogar freiwillig zweimal mitgemacht und hätte noch ein drittes Kind bekommen, wenn ihr Arzt es ihr nicht verboten hätte. Es ging ihr zwar jedes Mal furchtbar schlecht, aber sie hat ihren Kindern gesagt, sie hätte es jederzeit wieder gemacht für die beiden Babys, die dabei herausgekommen sind.
…ich möchte euch nur alls Gute wünschen. Laktoseintoleranz allein ist schon manchmal mühselig. Ihr habt ja noch etwas mehr zu bewältigen. Alles Gute und liebe Grüsse
Danke, danke. Zum Glück hat der Kleine bislang keine Anzeichen von Allergien (anders als ich in dem Alter von 3 Monaten), also scheint sich das Stillen zu lohnen…
Liebe Grüße zurück!