Mir wird immer mal wieder die Frage gestellt, ob man zu jeder Mahlzeit Laktase nehmen darf. Ich bin der Überzeugung, dass das keine gute Lösung ist. Da das Thema doch etwas ausführlicher ist, habe ich versprochen, einen Blogeintrag darüber zu schreiben – und hier ist er. 🙂 Da es aber ein paar Unstimmigkeiten gab: ich bin nicht generell gegen den Einsatz von Laktase und will diese auch nicht verteufeln, im Gegenteil. Man sollte sich nur nicht ständig auf sie verlassen, sondern sie als Ausnahme ansehen.
Um zu verstehen, warum ein ständiger Verzehr von Laktase bei Laktoseintoleranz nicht empfehlenswert ist, muss man erst mal verstehen, wie Laktase funktioniert und eingesetzt wird.
Laktase und Laktose-Intoleranz
Laktase ist ein Enzym im menschlichen Dünndarm, das in der Lage ist, den zweifachen Milchzucker, also Laktose, in seine Einzelzuckerbausteine Galactose und Glukose zu spalten. Erst dadurch können wir Menschen überhaupt Milchprodukte auch über das Kleinkindalter hinweg verdauen. Dies ist eine relativ neue Genmutation (ca. 6.000 Jahre alt), die sich vor allem in kälteren Regionen wie Mittel- und Nordeuropa aber auch Nordindien oder Tibet durchgesetzt hat.
Bei der Laktoseintoleranz hingegen geht die Fähigkeit verloren, den Milchzucker aufzuspalten, da die Laktase-Produktion je nach Ursache der Laktoseintoleranz gestört ist, z.B. weil die Genmutation fehlt.
Um Milch wieder verträglich zu machen, kann man Laktase einsetzen. Entweder man nimmt Laktase in Tablettenform oder kauft direkt laktosefreien Produkte. Den meisten laktosefreien Milchprodukten ist Laktase zugesetzt, da es – abgesehen vom Käse – keine andere Möglichkeit, um Milch und Milchprodukte laktosefrei zu machen. Also könnte man doch denken, dass es keinen Unterschied macht, ob man eine Tablette nimmt oder laktosefreie Produkte isst. Leider gibt es sehr wohl einen Unterschied.
Der Unterschied zwischen laktosefreien Produkten und Laktasetabletten
Bei der Herstellung von laktosefreier Milch wird die zugesetzte Laktase bis zu 24 Stunden in der Milch gelassen, damit so viel Laktose wie möglich gespalten wird. Nur so kommt die laktosefreie Milch auf den Wert von 0,1g Laktose auf 100ml Milch – und häufig wird dieser Wert sogar unterschritten. Durch die lange Einwirkzeit der Laktase ist also sichergestellt, dass sie auch wirklich wirken kann.
Nimmt man Laktasetabletten vor oder während des Verzehrs, verlässt man sich darauf, dass die Laktase genügend Zeit hat, wirklich die gesamte Laktose zu erwischen. Allerdings hat die Laktase nur wenige Sekunden oder Minuten dafür Zeit anstatt Stunden wie bei den laktosefreien Produkten. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, dass nicht die gesamte Laktose aufgespalten wird. Selbst wenn man die Laktase hochdosiert, können ein paar Moleküle durchrutschen. Diese reizen dann denn Dünn- und Dickdarm, auch wenn man keine negativen Effekte spürt. Wenn man dann noch bedenkt, dass der Dünndarm allein 3-6 Meter lang ist, wird klar, dass die Laktase in der kurzen Zeit gar nicht die Möglichkeit hat, das gesamte “Gebiet” abzudecken.
Wenn man nur hin und wieder Laktasetabletten zu sich nimmt, sollte das kein Problem ist. Macht man dies jedoch täglich oder sogar zu jeder Mahlzeit, wird der Darm immer wieder – unnötig – gereizt. Und ein gereizter Darm kann nicht richtig funktionieren. Er weigert sich dann z.B. Nährstoffe aufzunehmen, was zu weiteren Problemen im Körper führen kann.
Keine Sorge, ich will Euch nicht das Stück Sahnetorte oder die Kugel Eis vermiesen. Zwischendurch und als Ausnahme sind Laktasetabletten eine große Hilfe, die einem das Leben besonders unterwegs einfacher machen. Aber besonders zu Hause hat man ja die Möglichkeit darauf zu achten, sich wirklich laktosefrei zu ernähren – Euer Darm wird es Euch danken!
Ich hab mal ausprobiert die Tabletten fast jeden Tag in der Kantine zu nehmen. Mir ging’s dann echt nicht gut und ich hatte Probleme auch andere Lebensmittel zu verdauen. Nach 4 Wochen Laktose Abstinenz außerhalb des Hauses ging’s mir wieder gut.
Also irgendwie finde ich das was du schreibst biologisch seltsam, den Laktase kommt eigentlich natürlich in unserem Körper vor, nur dass eben genau unser Körper dieses Enzym nicht mehr produziert. Wenn wir dann normale laktosehaltige Milchprodukte zu uns nehmen, dann ist unser Darm immer gereizt und am Durchdrehen, weil er nicht weiß, was er damit machen soll. Die Laktase, die wir dann dazu nehmen hilft lediglich das zu verhindern. Wo da durch ein körpereigenes Enzym, welches oral genommen wird, ein Problem entstehen soll ist mir schleierhaft. Schade, dass du nicht an gibts auf welche Quelle oder noch besser welchen wissenschaftlichen Beweiss du dich da beziehst.
Hallo Eva,
ich beziehe mich auf keine Quelle, sondern dass sind Erfahrungswerte, die ich als Ernährungsberaterin immer wieder mache. Die künstlich und “von oben” eingenommene Laktase kann eben nicht alle Bereiche des Darms erreichen bzw. nicht die gesamte Laktose in den folgenden Speisen und Getränken in der Kürze der Zeit spalten. Wenn wir künstliche Laktase nicht zu häufig einsetzen, haben wir damit ja auch kein Problem. Aber es ist wie das Sprichwort: steter Tropfen höhlt den Stein. Und eine ständige kleine Reizung wird irgendwann eine große werden.
Danke für deine Erklärung. Ich hatte dich so verstanden, dass du sagts, Laktrase sei was schlechtes.
Das sie, wenn sie oral eingenommen wird, nicht überall wirksam sein kann ist logisch. Und dass wir dann mit den Laktoseresten Probleme haben ebenfalls.
Hallo Eva,
ich hab die Einleitung noch ergänzt, damit es klarer wird, dass ich nicht generell gegen den Einsatz von Laktase bin. Danke für den Hinweis! 🙂
Benutze Lactasetabletten viel und häufig da ich halt viel unterwegs bin und dort esse. Seitdem ich die Tabletten nehme (welches ja keine Medikamente sind) geht es mir wunderbar und ich muss mich nicht beim essen einschränken.. Nur Sahne versuche ich zu vermeiden.
Das von diesen Tabletten auch schon in einem Bericht im Spiegel (in der Sueddeutschen zeitung der gleicher Artikel) abgeraten wird, jedoch ohne Begründung finde ich seltsam. (Lobbyarbeit, damit weiterhin mehr lactosefreie Artikel verkauft werden?)
Schön, das du hier in deinem Blog zumindestens eine Begründung dazu geschrieben hast, auch ohne wissenschaftlicher Belegung. Die selben Erfahrungen, wie oben bereits erwähnt teile ich jedoch nicht.
Da werde ich wohl weiterhin auf der Suche sein müssen, um eine Begründung zu finden, warum man die lactase Tabletten nicht zu häufig nutzen soll.
Kommt ein bisschen spät, aber hier eine beispielhafte Begründung: ich habe seit 10 Jahren Laktoseintoleranz und irgendwann beinahe regelmäßig mittags in der Kantine Laktase genommen. Seit 7-8 Monaten habe ich nun zusätzlich Fruktoseintoleranz, seit 1-2 Monaten bekomme ich von faktisch jeder Mahlzeit auch ohne Fruktose Blähungen. Aktuell lese ich mich in das Thema Dünndarmfehlbesiedlung ein, mache schon einmal heftig Diät und hoffe, dass ich irgendwann wieder so leidlich normal essen und mein Gewicht stabilisieren kann.
Hi
Ich bin auch Laktoseintolerant und habe jetzt einige Tage Lactose mit entsprechenden LaktraseTabeletten zu mir genommen und festgestellt das ich abgenommen habe..!
Ist das normal oder bilde ich mir das ein..?
Werde jetzt erst mal nach Ostern keine Laktose mehr zu mir nehmen und sehen was passiert..!
Tatsächlich ist die Frage, ob oral eingenomme Laktase in primär im Magen wird — denn dort lagern Essen und Getränke ja erstmal eine Zeit. Währenddessen kann die Laktase Tablette gut vor sich hinwirken